Igor Strehl

Im Jahr 2025 befindet sich der österreichische Immobilienmarkt weiterhin in einer Anpassungsphase. Mit sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, neuen regulatorischen Entwicklungen und einem wachsenden Fokus auf ESG-Kriterien beobachten Investoren und Käufer genau, welche Trends das kommende Jahr prägen werden. Um tiefere Einblicke in diese Entwicklungen zu gewinnen, haben wir mit Igor Strehl, Gründer und Inhaber von Dunaj Consulting, über die wichtigsten Marktdynamiken und seine Empfehlungen für Marktteilnehmer gesprochen.

Hallo Herr Strehl! Wie schätzen Sie die aktuelle Lage des österreichischen Immobilienmarktes ein?

Igor Strehl: Guten Tag. 2024 war ein herausforderndes Jahr, in dem die Immobilienpreise in Österreich um -2,20 % und in Wien sogar um -3,50 % gesunken sind. Mit der Stabilisierung der Inflation und sinkenden Zinsen im Jahr 2025 gibt es jedoch einen vorsichtig optimistischen Ausblick für den Immobiliensektor.

Wie werden sich diese wirtschaftlichen Veränderungen auf die Nachfrage nach Wohnimmobilien auswirken?

Igor Strehl: Die geplanten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Jahr 2025 werden die Kreditbelastung für Privatpersonen verringern. Zudem könnte das Auslaufen der KIM-Verordnung zur Jahresmitte die Finanzierung erleichtern, insbesondere für Familien mit mittlerem Einkommen und junge Käufer. Allerdings bleibt das Wirtschaftswachstum in Österreich verhalten, und externe Faktoren wie steigende US-Zölle könnten die Nachfrage weiterhin belasten.

Wie sieht es auf der Angebotsseite im Wohnimmobilienmarkt aus?

Igor Strehl: Wir haben einen deutlichen Rückgang bei den Baugenehmigungen gesehen – 2023 gab es 27 % weniger Genehmigungen als 2022, und im zweiten Quartal 2024 sank die Zahl um weitere 17,9 %. Diese vorsichtige Haltung der Entwickler könnte dem Markt jedoch zugutekommen, da sie ein Überangebot verhindert und die Preise stabilisiert.

Kommen wir zum Gewerbeimmobilienmarkt. Wie entwickelt sich der Büromarkt?

Igor Strehl: Der Wiener Büromarkt bleibt stark – die Leerstandsquote sank 2024 auf ein historisches Tief von 3,3 %. Die Nachfrage nach ESG-konformen Büroflächen ist hoch, getrieben sowohl durch die Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen als auch durch strengere EU-Vorschriften. Dieser Trend ist nicht nur in Wien zu beobachten, sondern auch in regionalen Zentren wie Graz, Linz und Salzburg, wo moderne, nachhaltige Büroflächen steigende Mieten verzeichnen.

Welche wichtigen Trends sollten wir 2025 im Blick behalten?

Igor Strehl: Die Lockerung der Finanzierungsbedingungen dürfte die Nachfrage nach Wohnimmobilien insbesondere bei Käufern mit mittlerem Einkommen steigern. Regionale Unterschiede werden jedoch bestehen bleiben – während Premiumlagen wie der erste Bezirk in Wien stabile oder steigende Preise verzeichnen könnten, könnten Städte wie Linz und Innsbruck weitere Preisrückgänge erleben. Im Gewerbeimmobilienmarkt wird ESG-Konformität zur Pflicht, wodurch die Nachfrage nach zertifizierten, nachhaltigen Büroflächen steigt.

Welche Ratschläge haben Sie für Wohnimmobilienkäufer und Investoren in Büroimmobilien für 2025?

Igor Strehl: Für Wohnimmobilienkäufer könnten die verbesserten Finanzierungsbedingungen und die jüngsten Preisanpassungen attraktive Kaufgelegenheiten schaffen, insbesondere in Gebieten mit hoher Mietnachfrage oder stabilen Preisen. Investoren im Bürosegment sollten sich auf moderne, ESG-zertifizierte Objekte konzentrieren, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Regionale Standorte wie Graz und Linz bieten kosteneffiziente Alternativen zu Wien mit solidem Wachstumspotenzial.

Der österreichische Immobilienmarkt befindet sich in einer Anpassungsphase – es gibt Chancen, aber auch Risiken. Unabhängig davon, ob im Wohn- oder Gewerbesektor investiert wird, wird der Fokus auf nachhaltige, hochwertige Objekte entscheidend sein, um 2025 erfolgreich zu navigieren.